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Sonntag, 25. Dezember 2011

Arbeit im Weinberg



25. Sonntag im Jahreskreis
Mt. 20, 1-16

Einleitung:
Religion schadet dem Denken, hieß es damals in der
DDR. Religion schadet dem Leben heißt es heute, so sagte der Erfurter Bischof
Joachim Wanke gestern in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Am
nächsten Donnerstag kommt Papst Benedikt der XVI. nach Deutschland zu seinem
dritten Heimatbesuch als Papst. Diese Deutschlandvisite des Papstes ist ein
Staatsbesuch, so beginnt sein Reiseprogramm in Berlin, wo er u. a. eine Rede im
Bundestag hält. Weitere Stationen der Reise mit innerkirchlichen, ökumenischen
und politischen Begegnungen und Themen sind am Freitag Erfurt in Thüringen, es
ist übrigens erstmals nach dem Fall der Mauer, dass ein Papst die ehemalige DDR
besucht. Samstagabend und Sonntag ist der Papst zu Gast in Freiburg, wo auch
der Abschlussgottesdienst stattfindet. In den letzten 20 Jahren haben die
katholische und die evangelische Kirchen zusammen 8 Millionen ihrer Mitglieder
verloren. Trotzdem sind die christlichen Werte für Deutschland für alle
Menschen bedeutend. Für die Menschen sind aber auch Gott und die Religion
wichtig. Der Besuch des Papstes könnte uns Anlass geben, neue Wege zu gehen, um
die Menschen zu Christus zu führen. Zum Gottesdienst am 25. Sonntag des Jahreskreises
begrüße ich Sie herzlich. In Jesus Christus ist unser Weg, unser Leben und die
Wahrheit. Ihn rufen wir im Kyrie.
Predigt
Damals war es in Palästina
üblich, dass die Tagelöhner auf dem Markt standen und die Gutsbesitzer sie für
die Arbeit holten, je nachdem wie viele Arbeiter die Gutsbesitzer brauchten.
Einige haben auf diese Art und Weise fast jeden Tag eine Arbeit gefunden. Es
gab damals Arbeiter, die an manchen Tagen keine Arbeit fanden und es gab sogar
welche, die mehrere Tage nacheinander auf eine Arbeit warteten. Ein Tag ohne
Arbeit war für sie ein Tag ohne Abendbrot. Jeden Tag mussten sie Arbeit finden
und jeden Abend ihren Lohn für die geleistete Arbeit, damit sie ihre Familie
ernähren konnten. Diese Art gibt es heute noch in einigen Ländern der Welt. Als
Kind habe ich selber in meiner Heimat viele Tagelöhner erlebt, auch bei meinen
Eltern und es gibt dort auch heute noch viele Tagelöhner. Sie helfen bei der
Arbeit im Garten oder auf dem Feld, entweder mit drei Mahlzeiten und Getränken
oder ohne Mahlzeiten. Die Arbeit der Tagelöhner ohne Mahlzeiten war etwas
teurer; aber für die Arbeitgeber immer noch billiger, weil die Tagelöhner als
Ausgleich für ihre Mahlzeiten nicht so viel Geld verlangt haben, wie es für
drei Mahlzeiten gekostet hätte. Trotzdem haben viele Arbeitgeber damals in
meiner Heimat die Tagelöhner mit Mahlzeiten bestellt, weil mit einer guten
Verpflegung die Arbeiter eine bessere Arbeit leisteten und wenn der Lohn ohne
Verpflegung war, haben sie das Geld für die Familie und Kinder zu sparen
versucht, ohne selber ein gutes Essen zu haben, was wiederum ihre
Arbeitsleistung minderte. Um in der Hitze auf dem Feld arbeiten zu können,
müssen die Arbeiter auch gut essen.
In der Geschichte des
heutigen Evangeliums gab es einige Tagelöhner, die sogar in der elften Stunde,
nämlich eine Stunde vor dem Feierabend noch keine Arbeit gefunden hatten. Sie
haben auf dem Marktplatz hoffend auf den Ruf zur Arbeit gewartet. Sie haben
gehofft, dass sie sogar in der letzten Stunde etwas finden würden um mit dem
Lohn einer Stunde das Abendessen für die Kinder kaufen zu können. Der Gutsherr
ist fünfmal auf den Marktplatz gegangen, in der ersten, dritten, sechsten,
neunten und in der elften Stunde. Jedes Mal hat er Arbeiter gefunden, die ohne
Arbeit am Marktplatz standen.
Auf seine Frage in der
elften Stunde, warum sie nicht arbeiteten, geben sie zur Antwort: "Niemand
hat uns angeworben" (Mt 20,7).
Nur mit denen die er am
Morgen zur Arbeit geholt hat, hat er einen Tagelohn von einem Denar vereinbart,
umgerechnet 35 Cent. Diejenigen, die in späteren Stunden zur Arbeit geholt
wurden, haben selbstverständlich keinen ganzen Tagelohn erwartet. In den
späteren Stunden war es ihnen wichtig, überhaupt zur Arbeit geholt zu werden
und sie hätten auch für einen sehr geringeren Lohn gearbeitet. Alle diese
Tagelöhner hat er zur Arbeit in seinen Weinberg geschickt und zum Feierabend
hat er jedem den gleichen Lohn gegeben, den er denjenigen versprochen hatte,
die von morgens bis abends in seinem Weinberg in der Hitze des ganzen Tages
arbeiteten. Da begannen die Konflikte, weil einige Arbeiter es ungerecht
fanden, dass der Gutsherr allen den gleichen Lohn gab. Falls sie es früher
gewusst hätten, wären sie vielleicht nur in der letzten Stunde zum Marktplatz
gegangen um auf Arbeit zu warten. Das bedeutet, diese Menschen arbeiten nur für
das Geld; alle anderen Dinge sind für sie unwichtig. Sie wollen sich nicht
anstrengen und sich einsetzen, wenn sie auch mit wenig Arbeit ihr Geld
verdienen können. Aber Geld ist nur eine Seite. Arbeit zu haben und arbeiten zu
können und durch die Arbeit etwas für die Menschheit leisten zu wollen und zu
können ist eine wichtige Seite des menschlichen Lebens. Das könnten uns viele
Arbeitslose auch in Deutschland bestätigen.Viele von ihnen leiden unter dem
Gefühl, dass sie nutzlos sind und sozial ausgegrenzt. Menschen die nur für das
Geld arbeiten, sind auch oft nicht zufrieden und glücklich, weil sie das Leben
nicht genießen können und den anderen nichts gönnen. Es stimmt, dass
Vereinbarungen, die Leistung der Arbeit und Absprachen eingehalten werden
müssen. Die Antwort des Gutsherrn zu denen, die Kritik an seinem Handeln
äußern, ist das Schlüsselwort dieser Geschichte.
Er sagte zu einem von
ihnen:
„Mein Freund, dir geschieht
kein Unrecht.
Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart?
Nimm dein Geld und geh!
Ich will dem letzten ebenso viel geben wie dir.
Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will?“
Die Botschaft dieses
Evangeliums ist die Großzügigkeit Gottes. Gott ist der Vater von allen, der
gegenüber allen seinen Kindern großzügig ist; zu den Großen und den Kleinen,
denen die eine große Chance bekamen und denen die keine Chance im Leben haben;
zu den Hochbegabten und zu den weniger Begabten; zu den Intelligentesten und zu
den geistig Behinderten. Wir sollten nicht gegen die Großzügigkeit Gottes
murren, sondern dürfen mit der Gewissheit leben, dass Gott gegenüber uns allen
sehr liebevoll und großzügig sein wird. Wir dürfen dankbar sein, weil Gott uns
gnädig ist; wir kommen zur Kirche, weil wir dem gütigen Gott danken wollen.
Seine Großzügigkeit preisen wir.

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