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Freitag, 28. Juli 2017

Pfingsten 2017

Predigt zum Pfingstfest 2017
Als ich vor zwei Tagen die Lesung aus der Apostelgeschichte und das Evangelium des Pfingstfestes durchlas um einige Gedanken für die Festpredigt zusammenzustellen, fiel mir die Idee ein, wie wäre es, wenn ich die Predigt in meiner Muttersprache halte. Ich könnte dann fließend und überzeugt meine Gedanken in meiner Muttersprache zusammenstellen, obwohl ich seit 25 Jahren ganz selten in der Sprache meiner Heimat predige.

Ehrlich gesagt, traue ich mich nicht, heute so eine Predigt zu halten und ich glaube auch nicht, dass Sie mich verstehen würden, obwohl der Apostel Petrus am Pfingstsonntag in seiner  Muttersprache predigte, und alle Zuhörer es in ihrer Sprache verstanden. Wir hörten in der Lesung, das jeder in seiner Muttersprache" (Apg 2,7) verstand und zur Hörerschaft gehörten "Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel" (Apg 2,5)"Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, ... Kreter und Araber." Das war praktisch die damals ganze bekannte Welt.

Falls heute zum Gottesdienst Afrikaner mit verschiedenen Sprachen und Dialekten, Südamerikaner, Indianer aus Nordamerika und Kanada, Ureinwohner aus Australien und Papua-Neuguinea, verschiedene Kasten und Völker aus Indien, China, Korea, Japan und Indonesien den Gottesdienst mitfeiern würden und ich in meiner Muttersprache predigen würde, könnten wir die Situation mit der Predigt von Petrus am Pfingsttag nach dem Empfang des Heiligen Geistes vergleichen.

Wie konnten die Leute aus verschiedenen Ländern und Kulturen damals die Verkündigung Petrus in ihrer Muttersprache verstehen. Wie können wir dieses Wunder des Verstehens interpretieren und wie heute verstehen? Ist es ein Wunder, wie aus Wasser Wein gemacht wurde oder wie fünf Brote und zwei Fische für Tausende Menschen zu Nahrung wurden?

In meiner Tätigkeit als Seelsorger habe ich zweimal Brautpaare aus unterschiedlichen Sprachen und Kulturen erlebt, die heiraten wollten. Einmal war es eine deutsche Frau und ein Afrikaner. Die Dame hat kaum seine Sprache gesprochen und der Mann kaum ihre Sprache. Das zweite war ein Deutscher und eine Inderin, wo auch die beiden die Sprache des Partners nicht gut beherrschten und in einer gemeinsamen Fremdsprache auch nicht gut kommunizieren konnten. Beide Male habe ich gefragt, wie sie untereinander kommunizieren und wie sie sich untereinander verstehen würden. In beiden Fällen war die Antwort folgende. Wir verstehen uns gut. Das Geheimnis des Verstehens war kein Wunder, wie damals bei der Hochzeit in Kana, wo aus  Wasser Wein gemacht wurde, sondern das Wunder, wie der Apostel Paulus im Korintherbrief Kap. 13 schrieb, „“Wenn ich in den Sprachen der Menschen und der Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich donnerndes Erz oder eine lärmende Pauke.“

Wir haben in der Bibel auch Beispiele von Menschen, die in der gleichen Sprache redeten und das gleiche Ziele hatten und aus dem gleichen Stamm und Volk kamen, aber trotzdem die Sprache untereinander nicht verstanden.

Im Genesis Kapitel 11 lesen wir die Geschichte vom Turm Babel, in der wie lesen, dass die ganze Erde nur eine Sprache hatte und trotzdem konnten sie untereinander die Sprache nicht verstehen.

Ich finde es interessant, dass einmal die Menschen untereinander die Sprache nicht verstehen und deswegen in Streit geraten, obwohl sie nur eine Sprache hatten und das andere Mal die Menschen alles verstehen und mutig Entscheidungen treffen, obwohl sie verschiedene Sprachen sprechen und aus verschiedenen Kulturen kommen. Im Fall des Turmes zu Babel haben die Menschen sich nicht verstanden und nicht verstehen wollen, obwohl alle die gleiche Sprache gelernt und gesprochen hatten und bei der Pfingstpredigt haben die Menschen den Prediger Petrus und untereinander verstanden trotz der Verschiedenheit der Sprache.

Dieses verstehen können und verstehen wollen und verstanden werden, ohne die Wörter und die Grammatik wissen zu müssen, sind Gaben des Heiligen Geistes, die Gabe des Verstehens, die Gabe des Glaubens, die Gabe des Vertrauens, die Gabe der Erkenntnis.

Pfingsten ist das Fest des Verstehens. Mit dem heiligen Geist verstehen wir die Menschen, verstehen wir die Welt, verstehen wir Gott, verstehen wir den Partner, verstehen wie die Nachbarn, verstehen wir die Kollegen.

Sich zu verstehen ohne die Sprache, Wörter und Grammatik zu kennen, geht nur, wenn wir eins besitzen, die Gabe der Liebe, die Fähigkeit zu lieben. Die Symbole und die Zeichen des Geistes, wie Feuer, Wind, Wasser, Taube oder Salböl können uns helfen, die Kunst des Verstehens nicht zu verlieren.


Ich wünsche uns allen besonders die Gabe des Geistes, die Gabe des Verstehens.

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