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Mittwoch, 25. Dezember 2013

Weihnachten 2013 / Am Tag

Predigt
Jn. 1.1-18

Gestern Abend haben wir im Gottesdienst das Weihnachtsevangelium nach Lukas gehört.

Es spricht vom weiten Weg den Maria und Joseph von Nazareth nach Bethlehem gehen mussten, von der Erscheinung der Engel bei den Hirten und vom Gesang der himmlischen Chöre, es berichtet über den neugeborenen Jesus in der Krippe u. dem Besuch der Hirten: alles in diesem Weihnachtsevangelium finden wir sehr berührend.

Heute am 1. Weihnachtstag hörten wir den Prolog des Johannesevangeliums.
Prolog bedeutet Einleitung. Eine abstrakte, philosophische Einleitung zum Evangelium, zum Ereignis der Menschwerdung und dem Erlösungswerk Gottes lesen wir im Johannesprolog.

Der Evangelist Lukas und der Evangelist Johannes beschreiben das gleiche Ereignis in zwei unterschiedlichen Perspektiven und in  unterschiedlicher Art. Eine Version hört man gerne und die andere versteht man nicht ganz.

Diese abstrakte Darstellung des Johannesprologes soll aber für uns kein Problem sein. Wer die berührende Darstellung der Geburt Jesu im Lukasevangelium gelesen, verstanden hat und glaubt, kann die abstrakte Darstellung Johannes als Vertiefung des Geheimnisses der Menschwerdung Gottes verstehen.

Die Einleitung des Johannesprologs ist eine Zusammenfassung der Taten Gottes, beginnend mit der Schöpfung bis zur Erlösung der Schöpfung.

In diesem Logos-Hymnus wird über den Anfang und über das Ende, über Alpha und über das Omega geredet.

Manche meinen, dass der Prolog ein theologisches Meisterwerk ist und die anderen sehen ihn als ein sprachliches Kunstwerk.

Aber die Sprache war keine Entdeckung des Apostels Johannes; es gab diese Sprache und diesen Begriff in der griechischen Philosophie,  in der griechischen Sprache mit ihren Parallelen  in der indischen Philosophie in der antiken indischen Sprache Sanskrit.

D.h. für den Logos-Hymnus des Johannesevangeliums gab es eine vorherige Tradition und gar eine jüdische Vorlage. Die Einfügung der Verse über Johannes der Täufer ist neu und deswegen sind sie die Mehrheit der Texte im Johannesprolog.  Dazu ist die Wandlung des ursprünglichen Christus-Hymnus zu einem Logos-Hymnus auch neu und Zufügung des Apostels Johannes.

 Den Logos-Hymnus des Johannesevangeliums kann man als eine griechisch philosophische Interpretation der Menschwerdung Gottes bezeichnen.
Die Kirchenväter haben den Apostel Johannes nachgeahmt und im zweiten bis vierten Jahrhundert die griechische Philosophie mit mehreren griechischen Begriffen reichlich verwendet, um das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen zu erklären, Gott und die Schöpfung zu interpretieren.
 Daher haben wir Christen ein von der griechischen Philosophie geprägte Erklärung des Geheimnissen Gottes.

Logos wird als Wort übersetzt. Aber Logos ist viel mehr als wir mit dem Begriff Wort meinen und verstehen.

 Logos ist das, was die Welt zusammenhält; das Prinzip der Ordnung, die Kraft der Existenz, die Vernunft, die alles begründet. Daher ist Logos nicht nur eine Idee, nicht nur ein Gedanke sondern auch eine Tat.
In diesem Sinne können wir auch die Worte Goethes interpretieren, wenn er sagt: „Am Anfang war die Tat.“ (Faust)

Gott ist der Anfang. Sein Wort ist der Anfang, den Gott gemacht hat. Aller Anfang ist schwer. Gott brauchte nichts anzufangen. Aber Gott hat mit der Schöpfung trotzdem einen Anfang gemacht. Weil alles schwer wurde, wurde Gott selber auch das Ende.  Deswegen dürfen wir das Ende in Gott suchen und in Gott erleben, der alle Anfänge in Bewegung gesetzt hat. Gott, das Wort, Jesus Christus unser Herr ist der Beginn und das Ende.

Die Schöpfungsgeschichte der Bibel und das Geheimnis der Menschwerdung Gottes sind im Johannesprolog zusammengehörend dargestellt. Das Fleisch gewordene Wort ist dasselbe, das die Welt geschaffen hat.
Der Schöpfer selber ist die Schöpfung.
Im Buch Genesis lesen wir, dass Gott am ersten Tag das Licht erschaffen hat.
Jesus selber war das Licht.
Gott nannte die Finsternis Nacht und das Licht Tag.
Im Prolog lesen wir, dass durch die Erkennung Jesu,
Licht und Tag kommen
und bei der Ablehnung Jesu,
Nacht und Finsternis.
Johannes der Täufer zeigt das Licht und die das Licht in Jesus sehen, sind Kinder Gottes. Wort, Licht, Wahrheit, Weisheit, Leben, Weg, Tür, Sohn, Mensch, Anfang und Ende sind einige Bezeichnungen, Namen und Wesen Jesu Christi.


Gott der alles angefangen hat, wird uns zu einem guten Ende führen, er wird uns zu sich holen. Gott ist der Anfang aller Dinge und das Ende aller Dinge. Alles was zwischen dem Anfang und dem Ende liegt, sind Erscheinungen, die einmal verschwinden werden. Sie gehören nicht zur Ewigkeit und deswegen sind sie letztendlich unwichtig. Aber der Anfang und das Ende, Alpha und das Omega werden die Ewigkeit sein, in dem wir unsere Ewigkeit erleben werden. Jesus Christus, unser Herr, Licht vom Licht, Gnade und Wahrheit, Sohn des ewigen Vaters. 

Er ist keine abstrakte Idee, Jesus Christus ist ein liebender Mensch; ein leidender Mensch, ein Ratgeber, Freund, Meister, guter Hirt, einer der sich um die Kranken, die Armen, die Unterdrückten, die Verlassenen und Sünder gekümmert hat, mit ihnen Freundschaft geschlossen hat. Er selber hat keine abstrakte Philosophie gepredigt. Er war ein Praktiker, ein barmherziger, treuer Helfer, ein tröstender Herr, ein verständnisvoller Freund.

Ich denke, wir begegnen im Johannesprolog, Jesus dem Philosophen und im Lukasevangelium einem Jesus aus der normalen Bevölkerung.
Ich finde es wunderbar, dass es verschiedene Darstellungen von Jesus gibt.

Alles dient dazu, dass wir Jesus als unseren Herrn und Gott erkennen und als unseren Wegweiser anerkennen, dass wünsche ich Ihnen besonders in dieser weihnachtlichen Festzeit.

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