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Montag, 30. September 2013

26. Sonntag im Jahreskreis

Lk. 16:19-31
Begrüßung
Im heutigen Evangelium hören wir das Gleichnis des armen Lazarus und des reichen Mannes. Das Wort Lazarus bedeutet "Gott hilft." Der reiche Mann im Evangelium hat keinen Namen. Lazarus im Gleichnis trägt denselben Namen wie der Freund von Jesus mit Namen Lazarus, der den Jesus auferweckt hat. Wie der Name Lazarus bedeutet: Gott hilft uns; möge Gott auch uns helfen.
Lasst uns um das Erbarmen Christi bitten und ihn im Kyrie rufen.

Predigt
Als ich als Kind das Gleichnis vom armen Lazarus und dem reichen Mann hörte, war ich sehr erbost gegen den reichen Mann und ich wollte wie der arme Lazarus sein, um in den Himmel kommen zu können. Arm zu sein und leiden zu müssen, um in den Himmel zu gelangen war für mich damals selbstverständlich und parallel gab es auch den Gedanken, sogar wenn möglich, Verfolgung zu erleiden und Märtyrer zu sein, um heilig zu werden.

Erst später habe ich erkannt, dass solche Gedanken auch falsch sein können und manchmal zur Ausbeutung führen. Diese Gegengedanken bekam ich, als ich in meiner Jugend eine englische Übersetzung des Buches des gekreuzigten Jesus von dem deutschen evangelischen Theologen Jürgen Moltmann las. In diesem Buch deutet er an, dass die Verehrung des gekreuzigten Jesus am Karfreitag zu Motivierung beitragen kann, Menschen zu beeinflussen, dass Leiden und Armut mit dem Leiden und der Armut Jesu zu vergleichen und sie dadurch mit ihrer Situation zufrieden bleiben, anstatt sich daraus zu befreien. In dem Fall werden Spiritualität und spirituelle Praxis zu einer Ausbeutung. D.h. Armut und Leiden sind an für sich nicht etwas Positives. Arm zu sein und Leiden und Sterben bringen nicht selbstverständlich das Himmelreich. Es ist nicht entscheidend ob einer arm oder reich ist, intelligent oder weniger intelligent, hochbegabt oder weniger begabt, sondern wie einer mit seinen beschenkten Gaben umgeht und was man daraus macht.

Ich möchte nun diese Geschichte des armen Lazarus und des reichen Mannes zusammen fassen. Jesus erzählt über das luxuriöse Leben eines reichen Mannes und über seine Gleichgültigkeit gegenüber eines armen und kranken Lazarus, der vor der Haustür dieses Mannes lag und von den Essensresten und dem Abfall seinen Hunger stillte. Im ersten Teil dieser Geschichte vergleicht Jesus das Leben des reichen Mannes mit dem Leben des Lazarus. Die Kleider und der Lebensstil des reichen Mannes zeigen, wie er sich nur mit sich selbst beschäftigte und die Welt um ihn herum für ihn fremd und gleichgültig war. Die Tatsache, dass die Hunde mit dem Lazarus das Essen teilten und die Hunde seine Wunden leckten, überzeugt uns, wie arm und ausweglos dieser arme Lazarus lebte. Dieser Vergleich und diese Darstellung des Kontrastes im irdischen Leben führt uns zum zweiten Teil dieser Geschichte: Nämlich die Erfahrung des reichen Mannes und des Lazarus nach ihrem Tod.

Lazarus wurde in den Himmel aufgenommen und der reiche Mann in die Hölle. Lazarus genießt die Freude des Himmels mit den Propheten, Vätern, Engeln und Gott dem Vater; der reiche Mann, dessen Namen wir nicht kennen, brennt und leidet im Feuer. Alle Bitten an Vater Abraham, für sich und für seine Verwandten wurden nicht erhört, sondern er verwies den Reichen, dass seine Brüder auf Moses und die Propheten hören sollten.

Wenn wir diese Geschichte hören, könnten wir gleich denken, genauso wie ich in meiner Kindheit gedacht habe, dass reich zu sein etwas Negatives und unerwünscht ist. Mehrmals kritisiert Jesus die Reichen seiner Zeit durch die Gleichnisse. Eigentlich sagt Jesus nichts gegen die Wohlhabenden und den Reichtum, sondern gegen die, die ein übertriebenes Luxusleben führen und gegenüber Notleidenden, Kranken und Hungernden kein Mitleid zeigen.

Entscheidend ist nicht was man hat, sondern wie man mit dem Reichtum umgeht. Zum Reichtum gehören nicht nur materielle Dinge, Geld und Eigentum, sondern auch geistige, körperliche Fähigkeiten und Begabungen. Ohne die von Gott geschenkten Talente und Begabungen zu nutzen und nur auf materielle Güter von anderen zu warten wird von Gott nicht anerkannt.

Es sollte selbstverständlich sein den wirklich schwachen, armen und kranken Menschen zu helfen und sie zu unterstützen. Aber faule, verschwenderische Menschen, die ohne Disziplin leben und dann in der Sackgasse landen, sind genauso dumm wie der reiche Mann im Evangelium, der kein Mitleid gegenüber seinen Mitmenschen hatte.

Deswegen können wir nicht beurteilen, wer unter uns wie Lazarus nach dem Tod bei Gott aufgehoben sein wird und wer wie der reiche Mann von Gott abgelehnt wird. Es gibt viele Menschen wie Lazarus unter uns, aber auch Menschen die sich verhalten wie der reiche Mann. Es kann sein, dass der sehr arm aussehende Mensch unter uns wie der reiche Mann im Evangelium vor Gott sein kann und umgekehrt, ein reicher Mann unter uns wie Lazarus von Gott aufgenommen werden kann.


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