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Dienstag, 1. Januar 2013

Gottesdienst zum Jubiläum des Zweiten Vatikanischen Konzils

Begrüßung
Am letzten Donnerstag, dem 11. Oktober wurde das Jubiläumsjahr des zweiten Vatikanischen Konzils begonnen. Heute wollen wir im Gottesdienst Gott danken für die positive Wirkung des Konzils in den letzten 50 Jahren und für die heutigen Zeugnisse der katholische Kirche Gott um Hilfe und Schutz bitten. Erst seit dem Konzil gibt es den Pfarrgemeinderat und um die seelsorgliche Wirkung der Pfarrer zu unterstützen, Lektoren, Kommunionhelfer und Ministrantinnen. Heute möchte ich deshalb alle Mitglieder dieser Pfarreigruppen ganz herzlich begrüßen. Anlässlich des Konzils findet in Rom zur Zeit die Bischofssynode statt mit dem Thema Neuevangelisierung. Der Papst und die Bischöfe meinen, dass die Welt, besonders das christliche Europa, neu evangelisiert werden sollen. Zu diesem Anlass hat der Papst die heilige Hildegard von Bingen und Johannes von Avila als Kirchenlehrer ernannt und dadurch ihre Lehre für wichtig erklärt. Nicht nur dass, ab dem 12. Oktober 2012 bis 12. Oktober 2013 wird ein Jahr des Glaubens gefeiert.
Predigt
Mk.10.17-30
Heute Vormittag habe ich im Radio gehört, dass bei der zur Zeit stattfindenen Bischofssynode in Rom über Umbruch und Aufbruch in der Kirche diskutiert wurde. Seit vielen Jahren hören wir diese Wörter im Bezug auf die Kirche und die Pfarrgemeinden. Auch vor 50 Jahren beim zweiten Vatikanischen Konzil waren diese Wörter relevant und es gab damals Umbruch und Aufbruch.

Dieses Jahr finden weltweit zum Jubiläum des zweiten Vatikanischen Konzils  verschiedene Gottesdienste und Veranstaltungen statt. Es wird viel diskutiert, geredet, man macht sich Gedanken und Beschlüsse werden gefasst. Uns interessiert nur, was das Konzil, sein Jubiläum, das neue angekündete Jahr des Glaubens für uns als gläubige Christen und Glaubensgemeinschaft in der Pfarrgemeinde bedeutet und wie wir aus den positiven Wirkungen des Konzils und den guten  Themen des Konzils etwas für unser persönliches und gemeinschaftliches Leben entnehmen können.

Ich möchte heute nur drei Punkte erwähnen, worüber ich mir zur Zeit Gedanken mache und auch in meinem Gebet zu thematisieren versuche.

Erstens: Das Kirchenverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils und die vielen Definitionen der Kirche. Es wird seit 50 Jahren überall berichtet und diskutiert, dass das zweite Vatikanische Konzil für ein neues Kirchenverständnis die Tore geöffnet habe. Wir können prüfen, ob das Kirchenverständnis des zweiten Vatikanischen Konzils ganz neu ist, oder ein in Vergessenheit geratenes Kirchenverständnis der Bibel und der Tradition wieder ins Bewusstsein gerufen und verbreitet wurde. Eigentlich war es keine neue Entdeckung, sondern eine Wiederbelebung der  ignorierten und vergessenen Definitionen und Verständnissen der Kirche. Im Dokument des Konzils gab es aber nicht nur eine Definition der Kirche, sondern mehrere verschiedene Definitionen der Kirche. Das Dokument über die Kirche mit dem Namen Lumen gentium  bezeichnet die Kirche als Weinberg, Weinstock, Leib Christi, Schafstall, Stadt auf dem Berg, Arche, Schiff in stürmischer See, Herde, Ecclesia, Frau, Braut, Jungfrau, Gattin, Mutter, Sakrament, Mysterium, zweite Eva, Volk Gottes, Communio, Haus voll Glorie, Zeichen des Ewigen, Haus Gottes, Tempel, Jerusalem droben, wahres Israel, Bau, eschatologisches Werk Gottes usw. Alle diese verschiedenen Begriffe erläutern den einen oder anderen Aspekt des Mysteriums Kirche. Die Kirche ist ein Mysterium. Die Apostel, Kirchenväter und die Theologen haben von Anfang an versucht, dieses Mysterium zu verstehen und den Menschen verständnisvoll zu erklären. Manchmal ist es gelungen, manchmal nicht. In der Kirchengeschichte erfahren wir auch Mißverständnisse und Probleme in Bezug auf das Verständnis der Kirche. Das zweite Vatikanum versuchte ein neues Kirchenbild zu geben. Das zweite Kapitel von "Lumen Gentium " (Nr.9-17) verfasst dieses neue Kirchenbild des zweiten vatikanischen Konzils.

Aus diesen verschiedenen Definitionen der Kirche wurde in den letzten 50 Jahren über einen bestimmten Begriff der Kirche besonders viel diskutiert, nämlich die Kirche als Volk Gottes. Statt einem hierarchiesch orientiertem Kirchenbild des ersten Vatikanischen Konzils bezeichnet das zweite Vatikanische Konzil die Kirche als Volk Gottes. Aus diesem Verständnis der Kirche entsteht der Pfarrgemeinderat und ein ehrenamtlicher Mitarbeiterkreis. Dadurch wurde die Teilnahme und die Mitverantwortung der Pfarreimitglieder in den Aufgaben der Kirche besiegelt, die vor dem Konzil als Aufgabe des Klerus alleine, falsch verstanden und interpretiert war. Die Kirche hat eigentlich nur eine Aufgabe und nur einen Auftrag. Geht zu allen Völkern, verkündet das Reich Gottes und tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Geistes. Glauben leben und den Glauben verkünden und dadurch alle Menschen zu Christen machen sind die einzige Aufgabe der Kirche. Alle Einrichtungen sind da um diesem Zweck zu dienen. Daher haben die Kleriker und die Gläubigen die gemeinsame Verantwortung, den Glauben zu bezeugen und zu verkünden. Ob dieser Auftrag gelingt oder nicht gelingt, haben wir gemeinsam zu verantworten.

Zweitens: Meine Gedanken über die liturgische Sprache. Früher wurde die Liturgie in Latein gefeiert, die nur die Priester verstanden. Latein war die Sprache der Menschen in Rom in der vorchristlichen Zeit und später auch der Christen, die auch in anderen Gegenden Europas verbreitet wurde und in der viele christliche Literaturen geschrieben sind. Liturgie wurde ursprünglich in Latein, griechisch oder syrisch entwickelt. Heute wird die Liturgie in der Muttersprache des Volkes gefeiert, damit die jeweiligen Gläubigen verstehen können was gebetet wird. Es geht darum, dass wir uns unserer Sendung bewusst werden und wir verstehen sollen, was wir beten. Dieser Perspektivenwechsel bedeutet nicht, dass wir gegen Latein sind, oder die lateinische Sprache für die Liturgie nicht benutzt werden darf, sondern  wir  die Liturgie feiern wollen,  in der Sprache die wir verstehen. Antike Sprachen wie Latein zu lernen, finde ich eine wichtige Angelegenheit.  Die Menschen mit Lateinkenntnis können eine würdige und feierliche Liturgie feiern. Als das Konzil entschied, dass die Liturgie auch in der Muttersprache gefeiert werden darf, und danach die Gottesdienste überwiegend nur in der Muttersprache gefeiert wurden,  ging es nicht um die Sprache Latein, sondern darum, dass wir verstehen sollen, was wir beten und singen.

Drittens  Bewegt mich die Frage ob wir nach dem Konzil im Geiste des Konzils unseren Glauben besser gelebt und verkündet haben, wie vorher und die Kirche lebendiger und überzeugender geworden ist wie vorher. Der Glaube und die Liturgie haben ihren Ursprung in Jesus Christus. Den Auftrag der Glaubensverkündigung haben wir von Jesus Christus. Das angekündigte Jahr des Glaubens und die Diskussionen und Überlegungen über eine Neuevangelisierung in der Bischofssynode sollen uns Impulse geben, neue Wege zu suchen die Menschen zu Gott, zu Christus, zu seinem Evangelium und zur Kirche zu führen. Als Christen und als Volk Gottes haben wir alle gemeinsam diesen Auftrag. Als Arbeiter im Weinberg des Herrn sollen wir fleißig daran arbeiten.

Kurz vor seinem Tod am 31. August 2012 hat der ehemalige Erzbischof von Mailand Kardinal Martini in einem Interview folgendes gesagt. ‚Die Kirche in Europa und in Amerika ist heute sehr schwach und ermüdet. Die Kirche ist aber wie Feuer, das unter der Asche versteckt bleibt. Wir müssen sie von der Asche rausholen. Wir brauchen heute großherzige Menschen wie der barmherzige Samariter des neuen Testamentes. Wir brauchen gläubige Menschen, wie der römische Hauptmann. Wir brauchen eifrige Menschen wie Johannes der Täufer. Wir brauchen kluge Menschen wie der heilige Paulus, der viel neues gewagt hat. Wir brauchen tief gläubige Menschen wie Maria aus Magdala. Wir brauchen heute Heros (griechisch für Helden), die die Menschen zum Glauben motivieren und bewegen können.“

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