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Sonntag, 13. Januar 2013

Taufe des Herrn

Predigt
 Lesejahr C:
Lk 3,15-16. 21-22
Mit dem Fest der Taufe Jesu ist die Weihnachtszeit vorbei. Nun beginnt in den Texten der Liturgie die Zeit des Wirkens Jesu. Seine Verkündigung der Frohbotschaft und seine unterschiedlichen Tätigkeiten für die Mitmenschen stehen in den Lesungen und der Liturgie im Vordergrund. Seine Worte und Taten haben den Menschen gezeigt, wer Jesus ist und Erfahrungen daraus bezeugen uns bis heute, wer Jesus ist.
Die Taufe Jesu war der Wendepunkt für diese Bestätigung für die Menschen. Jesus hat die Taufe mit Wasser empfangen, so wie damals die Menschen sie für die Sündenvergebung im Jordan empfangen haben. Sünde und Tod sind miteinander verbunden, weil die Sünde alles zerstört und der Tod das Ende ist. Daraus stammt der Begriff Todsünde. Wasser und Leben sind verbunden, weil die Menschen damals wie heute glauben, dass das Wasser für das Leben wichtig ist und das Leben wahrscheinlich im Wasser oder mit dem Wasser entstanden ist. Die  Taufe mit Wasser bezeichnete die Sündenvergebung und ein neues Leben aus dem möglichen Tod.
Jesus hat diese Taufe empfangen nicht aus dem Grund, dass er die Sündenvergebung brauchte oder vom Tod zum Leben übergehen musste, sondern weil er allen Menschen gleich werden wollte. Das war auch ein Anlass für die Menschen, zu erfahren wer Jesus war. Nicht als Zimmermann, nicht als ein Prophet, nicht als ein Wanderprediger wurde Jesus vorgestellt, sondern als der geliebte Sohn Gottes, an dem Gott Gefallen hat.
Wer Jesus ist und wer wir sind vor Gott und den Menschen sind zwei wichtige Fragen, womit wir uns in unserem alltäglichen Leben viel beschäftigen und die von Bedeutung sind. Beruf, Besitz, Alter und Zugehörigkeit spielen dabei eine bedeutende Rolle. Was ich habe und was ich bin, machen uns zu dem, wer wir sind. Um ein gutes Image zu erreichen und sich gut zu präsentieren, stellen die Menschen manchmal sogar falsche Behauptungen auf und erwecken dadurch einen falschen Eindruck. Deswegen gilt nicht nur, was ich habe und was ich bin, sondern auch, was ich behaupte. In manchen Ebenen des alltäglichen Lebens beeinflussen Eindrücke und Behauptungen manchmal eine Entscheidung.
Als Jesus mit den sündigen und Gott suchenden Menschen zusammen sein wollte, hat Gott ihn vor den Menschen geoffenbart, dass er der geliebte Sohn Gottes sei und Gott sein geliebter Vater. Nicht nur diese einzigarte enge Beziehung zwischen Gott und Jesus war den Menschen neu, sondern die Offenbarung Gottes als geliebter Vater war für die Menschen eine  unvorstellbar neue Erfahrung.
Durch den Empfang der Taufe und die Erneuerung der Taufe bei jedem Gottesdienst zu Beginn oder beim Glaubensbekenntnis oder beim Eintritt in die Kirche, wenn wir mit dem Weihwasser ein Kreuzzeichen machen, erfahren wir, wer und was wir sind. Wir sind die geliebten Söhne und Töchter Gottes und Gott ist unser geliebter Vater und Mutter. Diese Erfahrung kann niemand mehr von uns weg nehmen. Diese Erfahrung im Innersten kann uns zufrieden und gelassen machen, weil wir alles als vergänglich erleben, nur die Liebe Gottes ist unvergänglich, sie bleibt und lässt uns ewig lebendig sein.
Vor zwei Wochen haben wir ein neues Jahr begonnen. Für dieses neue Jahr wünsche ich Ihnen täglich und bei allen Situationen des Lebens die Erfahrung, dass sie als getaufte Christen geliebte Söhne und Töchter Gottes sind.

Dienstag, 1. Januar 2013

Jahresschlußgottesdienst 2012

Bei meiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag über den Johannesprolog habe ich einige Gedanken ausgesprochen, über den Versuch der Menschen zur Allgegenwärtigkeit, - überall präsent zu sein-, wie Gott selber, z. B. durch den Gebrauch der Medien wie Internet, E-Mail, SMS oder MMS. Wir wissen, dass es uns nicht gelingen wird, weil wir über unsere Begrenztheit und von der Abhängigkeit der Gnade Gottes überzeugt sind. Gott allein ist omnipräsent: Wir nehmen an seiner Gegenwärtigkeit Anteil durch die Liebe und die Gnade Gottes.

Heute zum Jahresschluss, wenn  die Kirche uns den Johannesprolog zum Nachdenken empfiehlt, möchte ich anbieten, über das Thema Zeit und Ewigkeit nach zu denken. Der Johannesprolog beginnt mit der Rede über den Anfang, nämlich über den Beginn der Zeit.
Die Zeit hat einen Beginn und die Zeit wird ein Ende finden.

Die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft werden einmal verschwinden und dann gibt es nur noch die Gegenwart. Diese ewige Gegenwart nennen wir Ewigkeit. Für uns ist die Ewigkeit, Gott selber, der uns einmal an der Ewigkeit teilhaben lässt, worauf wir unser Leben richten wollen. Am Jahresende wollen wir uns an den ewigen Gott wenden und ihm unsere Zukunft anvertrauen. Weil wir uns mit der Ewigkeit oder dem ewigen Gott verbunden fühlen, sind wir sehr zuversichtlich, was  die Zukunft betrifft; hoffnungsvoll, gelassen und mit voller Erwartung. Bestimmt werden manche Erwartungen und Wünsche nicht erfüllt und manche Enttäuschungen werden auch vorprogrammiert sein. Alles legen wir in die Hände Gottes und können so den Weg des Lebens und des Glauben weiter gehen.

Aber die  Gegenwart erscheint uns immer stressiger, schneller und intensiver. Wir genießen diese Schnelligkeit auf der einen Seite, weil wir durch diese Schnelligkeit viel mehr im Leben erreichen und erfahren können, im Vergleich mit den Menschen unserer Vergangenheit. Auf der anderen Seite macht uns diese Schnelligkeit oft sogar krank, weil die Anforderungen an den Einzelnen und die Ansprüche, die Beruf und Familie fordern, kaum noch zu erfüllen sind. Die Schnelligkeit erfahren wir in der Weitergabe der Informationen durch alle möglichen Medien. Aber wir haben nicht die Zeit, alle Informationen, Einladungen, Veranstaltungen oder Wunschtermine wahr zu nehmen.  Durch die Möglichkeit eines schnelleren Reisens und die Fortschritte in der Technik sind die Menschen sogar auf anderen Planeten gelandet.   Es könnte denkbar sein, dass wir in wenigen Stunden nach New York oder nach Mumbai fliegen können. Nicht nur, dass wir schneller und schneller kommunizieren und leben, sondern wir erreichen auch immer schneller weite Reiseziele.  

Es war Albert Einstein, der uns sagte, dass die Zeit und der Raum untrennbar verbunden sind. Dazu hat Stephan Hawking angefügt, dass Materie als gebündelte Energie zu der Zeit und dem Raum gehört, also diese drei: Zeit, Raum und Materie zusammen gehören.

Sie kennen wahrscheinlich die Zeitmaschine von H. G. Wells, einem engl. Schriftsteller, mit der er eine Zeitreise in die Vergangenheit machen wollte, um den Tod seiner Frau zu verhindern. Diese Fantasie ist aber nicht unbegründet. Nach der Theorie Einsteins können wir in die Vergangenheit fahren, wenn wir schneller als 300. 000 km pro Sekunde fahren würden. Eine höhere Geschwindigkeit hat Einfluss auf die Zeit. Falls die technischen Entwicklungen für die Reisen so weit reichen, dass wir schneller fahren können als das Licht selber reist und wir dadurch in die Vergangenheit reisen könnten, könnten wir die Ereignisse in der Vergangenheit trotzdem nicht verhindern und die Vergangenheit nicht ändern, sondern werden sie noch einmal erfahren. Dazu gehören gute und schlechte Erfahrungen der Vergangenheit. Diese Erfahrungen sind dann vergleichbar mit den Erinnerungen.

Nur weil es die Zeit gibt, können wir uns an die vergangenen Ereignisse erinnern.  
Jeder lebt in seiner eigenen Zeit, jeder hat seine persönliche Vergangenheit und dadurch auch eine eigene Zukunft.

Am Jahresschluss möchte ich Sie einladen die Zeit als Schöpfung Gottes zu erfahren, wie es im Johannesprolog steht. Am Anfang war das Wort, das Wort ist Gott und alles ist durch das Wort geworden. Unsere Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft sind durch das Wort beeinflusst und geleitet. Das Wort Gottes nicht nur als Schöpfung zu sehen, an der wir selber teilhaben, sondern auch die Worte der Bibel und die Erfahrung in der Liturgie, sollte uns durch das Jahr 2013 begleiten und stärken. Wir machen keine Zeitreise in die Vergangenheit. Ich möchte Sie einladen eine Zeitreise in die Zukunft zu machen. Falls wir durch die Schnelligkeit mehr als 300.000 km pro Stunde in die Vergangenheit reisen könnten, wäre es auch denkbar, dass wir durch Langsamkeit in die Zukunft reisen können. Ich wünsche Ihnen für das Jahr 2013 eine starke Langsamkeit. Wenn Sie alles etwas langsamer tun, dann werden Sie für die Anforderungen die die Zukunft mit sich bringt vorbereiteter sein. Der Anfang, der das Wort Gottes war, ist unsere Zukunft. In ihn legen wir unsere Zukunft und bitten ihn und seinen Geist um den Beistand.

Fest Heilige Familie (Patrozinium)

Predigt
Es gibt viele Ereignisse der Kindheit Jesu, die wir in der weihnachtlichen Zeit hören und lesen. Seine Geburt, die Besuche der Hirten u. der Sterndeuter, die Flucht nach Ägypten usw. gehören zur  Kindheitsgeschichte Jesu. Wir wissen auch viel über das Wirken Jesu als junger Mann und über seinen Tod und seine Auferstehung. Aber nur im Lukasevangelium wird uns ein einziges Ereignis aus den Jahren seiner Pubertät berichtet. Diese ist eine traurige Geschichte, die wir heute im Evangelium gehört haben. Jesus ging seinen Eltern verloren. Er ist nicht aus irgendeinem Grund in der Masse der Menschen verloren gegangen, wie seine Mutter Maria oder Josef vermuteten; dass er entweder bei der Mutter oder beim Vater oder bei Bekannten oder Verwandten sein würde, wie wir auch manchmal über unsere Kinder denken. Jesus ist bewusst von den Eltern weggeblieben, ohne seinen Eltern zu sagen, wohin er will oder wo er sich aufhält. Diese Erfahrung machen sie auch, liebe Eltern, wenn ihre Töchter oder ihre Söhne im Pubertätsalter weggehen, ohne genau sagen zu wollen, wohin sie gehen. Sie werden sich dann sicher Sorgen machen, dass die Kinder Entscheidungen treffen, die sie nicht nachvollziehen können. Manchmal kommt von den Kindern dann eine Antwort, wie Jesus zu seinen Eltern sagte: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ Die Antwort verstehen sie dann auch nicht. Aber die Kinder und die Jugendlichen sind oft vernünftiger und verantwortungsvoller, als manche von den Älteren denken.  Wichtig ist, dass zwischen den Kindern, Jugendlichen, Eltern und den Erwachsenen das Vertrauen bleibt. Das Vertrauen ist das Entscheidende.

Wenn wir jedes Jahr nach Weihnachten das Fest der Heiligen Familie feiern,-  hier für unsere Pfarrei ist dieses Fest das Patrozinium- ist das Vertrauen zwischen Vater, Mutter und den Kindern das entscheidende Thema. Die Familie ist eine Lebensgemeinschaft, die aufgrund der Heirat, der Abstammung oder Verwandtschaft meistens zusammen in einem Haushalt lebt. Die Wohngemeinschaft von zwei Elternteilen mit je eigenen Kindern können wir wie eine Familie sehen und akzeptieren; auch wenn sie keine Familie nach Auffassung der UN oder der Kirche ist. Familie ist viel mehr als eine Wohngemeinschaft. Familie ist eine Lebensgemeinschaft. Sie ist eine enge Verwandtschaftsgruppe. Die Kirche steht im Dienst der Familie. Die Kirche versteht die Ehe und die Familie als ein kostbares Gut. Nach dem Verständnis der Kirche sind Ehe und Familie im Plan Gottes, in seiner Schöpfung und in der Bewahrung der Schöpfung  eingeordnet. Deswegen versteht die Kirche die Ehe als Sakrament, genauso wie die Taufe oder die Weihe, und die Kinder als kostbares Gut der Familie. In einer Familie haben der Vater, die Mutter und die Kinder Rechte. Wer Rechte hat,   hat auch Pflichten. Wenn Rechte verletzt werden und die Pflichten unerfüllt bleiben, muss es entsprechende Vereinbarungen geben.

Im Evangelium haben wir gehört, dass die Eltern Jesu mit Sorge und Angst Jesus gesucht hatten. Wer seine Kinder einmal für einige Stunden oder für einige Tage verloren hat, wird die Sorge und die Angst der Eltern Jesu nachempfinden können. Bestimmt werden alle, die Kinder haben, das Problem gut verstehen. Heute kann es passieren, und gibt es diese  Gefahr, dass nicht die Eltern ihr Kind verlieren, sondern die Kinder ihre Eltern. Die Sorge und die Angst der Kinder werden viel einschneidender sein als die der Eltern. Ich bitte die Eltern darum, sich zu bemühen, die Familie als Lebensgemeinschaft zu pflegen und das Familienleben wichtig zu nehmen und es zu genießen. Die Heilige Familie von Josef, Maria und Jesus sind für uns ein gutes Vorbild. Die Gnade Jesu und die Fürsprache Marias und Josefs mögen ihnen dabei helfen.

Weihnachten 2012 Am Tag

Evangelium vom Hochfest der Geburt des Herrn - Am Tag:
Joh 1,1-18
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes:


Wir haben eben den Prolog des Johannesevangeliums gehört.  Beim Lesen oder beim Hören wirkt dieser Prolog inhaltlich sehr schön. Vom Stil her ist der Prolog eine wunderschöne Geschichte. Eine Auslegung wird aber schwierig, weil erstens der Prolog sehr philosophisch und abstrakt formuliert ist; zweitens die Terminologien dieses Prologes einen griechisch-philosophischen Hintergrund haben und drittens mehrere Wörter  in diesem Prolog  größere und tiefere Bedeutungen der damaligen Zeit voraussetzt.

Von der Schöpfung bis zur Menschwerdung Gottes wird im Johannesprolog die Selbstmitteilung Gottes erklärt und interpretiert. In der Menschwerdung Gottes, in Jesus Christus, die wir heute an Weihnachten feiern, werden der Höhepunkt der Schöpfung und der Höhepunkt der Selbstmitteilung Gottes erreicht. Dieses Ereignis bezeichnet Johannes als „das Wort ist Fleisch geworden.“

Fleischwerdung des Wortes ist die Menschwerdung Gottes.
D.h. der Name Gottes ist Wort. Der Name des Menschen ist Fleisch. In Jesus Christus wird Wort und Fleisch gleich: Gott und Mensch gleich.

Je mehr wir Gott und Jesus ähnlich werden, desto mehr werden wir auch Wort. Je mehr wir von Gott und Jesus entfernt bleiben, desto mehr bleiben wir Fleisch.

Die Schöpfung entstand durch das Wort. Der Himmel und die Erde und alles darin hat Gott durch das Wort geschöpft. Wort ist  aber auch die Sprache, die Kommunikation. Die Schöpfung ist die Kommunikation Gottes, sie ist die Selbstmitteilung Gottes.

Im Johannesprolog lesen wir auch über Licht, Leben, Gnade, Herrlichkeit und Wahrheit, die durch das Wort zum Leben kommen. Gottes Kommunikation vermittelt uns Licht, Wahrheit, Leben, Gnade und das Leben.

Das Wort ist Gott selbst und es ist das Eigentum Gottes. Aber Gott hat das Wort in den Mund aller Menschen gelegt und den Menschen die Fähigkeit geschenkt zu sprechen und zu kommunizieren.

Dadurch, dass Gott die Menschen in seinem Wort und Kommunikation teil haben ließ, wurde auch der Mensch schöpferisch und kreativ.

Ganz früher haben die Menschen nur mündlich kommuniziert; später auch schriftlich und heute mit Internet, SMS und E-Mail. Das Wort, die Sprache und die Kommunikation der Menschen ist heute sofort überall vermittelbar und daher omnipräsent - allgegenwärtig, genauso wie Gott selber allgegenwärtig, überall präsent ist.

Wie Gottes Wort und Gottes Kommunikation den schönen Himmel und die schöne Erde erschaffen hat, könnte die heutige Möglichkeit der Kommunikation eine schöne, gerechte und friedvolle Welt schaffen.

Aber die Fähigkeit der Menschen zu sprechen und das Wort zu vermitteln mit den heutigen  Möglichkeiten an Medien können nicht nur das Wort als Licht, Wahrheit und Leben verbreiten und überall sofort und gleichzeitig präsent machen, sondern auch Unwahrheiten und Lüge. Lüge und Unwahrheit schaffen Unfrieden, Streit, Unruhe und Unheil.

Es kann passieren, dass die Unwahrheit als Wahrheit missverstanden wird und die Lüge für Wahrheit anerkannt wird.

Dann brauchen die Menschen von Gott eine weitere Gabe und Gnade, um Unwahrheit und  Lüge von der Wahrheit unterscheiden zu können.

Wer das schöpferische Wort von der Lüge unterscheiden kann und Lüge und Unwahrheiten erkennen kann, der kennt das Wort Gottes, das Gott selber ist. Weil das Wort die Selbstmitteilung Gottes ist. Das Fleisch gewordene Wort ist Gott selber. Wer nicht unterscheiden kann, der ist Fleisch, dass weit weg von Gott bleibt.

Aber die Gnade Gottes wird uns allen eine Chance geben, offen zu bleiben für die Einladung  zur Selbstmitteilung Gottes.

Christmette 2012

Predigt
Christmette 2012

Vor Weihnachten haben wir an vieles zu denken. Einen Monat lange bereiten wir uns vor auf dieses große Fest. Zu diesen Vorbereitungen zählen die Advent- und Weihnachtsfeiern, der Besuch auf dem Weihnachtsmarkt, das Besorgen von Weihnachtsgeschenken, Weihnachtsbesuche, Familientreffen, die Dekoration der Wohnung, des Weihnachtsbaumes, und evtl. das Aufstellen der Krippe: Die Liste ist lang. Etwas zu vergessen in der Vorbereitung kann zu einer Enttäuschung führen. Viele Dinge sind uns wichtig: Aber was ist das Wesentliche an Weihnachten. Ich denke dabei an ein bekanntes Zitat:
 Das Wesentliche sieht man nur mit dem Herzen.

Wenn wir das Wesentliche mit dem Herzen sehen und erleben könnten, das Herz und das Herzliche im Mittelpunkt unseres Alltages leben würden, wenn wir dazu die Kraft hätten, wären wir bestimmt alle glücklicher und zufriedener.

Bei einer Umfrage waren es nur 50 % der Menschen, die sich auf Weihnachten und an  Weihnachten freuen. Die anderen 50 % erleben Angst, haben Sorge vor einer Enttäuschung oder erfahren  Unfrieden  und Unzufriedenheit wegen Weihnachten. Einige werden enttäuscht, weil sie die erwarteten Geschenke nicht bekommen. Manche Eltern sind traurig, weil für die gewünschten Geschenke die finanziellen  Mittel fehlen. Andere sind enttäuscht, weil die Kinder an Weihnachten nicht kommen. Manche sind alleine oder wissen nicht, mit wem sie Weihnachten feiern können. In dieser Erfahrung der Angst und Enttäuschung hören wir die Botschaft durch den Engel: Fürchtet euch nicht.

Die Menschen leben immer mit Sorge oder sogar Angst vor Etwas: z.B. Angst vor Krankheit, Trennung, Angst vor Naturkatastrophen, vor Krieg, vor inneren und äußeren Unruhen. Die Botschaft der Weihnacht heißt: Fürchtet euch nicht, Gott ist mit uns: Emmanuel„ Der Glaube an Gott und die Erfahrung Gottes werden von uns alle Sorten von Angst und Unruhe wegnehmen.

Das Wesentliche an Weihnachten ist, dass wir ohne Furcht und Angst leben können, weil wir an Gott glauben und auf den Schutz Gottes hoffen.

Gott gab den Menschen die Fähigkeit, richtig zu lachen und sich von Herzen zu freuen. Wir haben Grund uns zu freuen; aber wir können es manchmal nicht. Probleme und Sorgen des Lebensalltags bedrücken uns. In der Mitte unserer Sorgen hören wir an Weihnachten durch die Verkündigung des Engels die Worte: Ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll:  Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren;  er ist der Messias, der Herr. Weihnachten  bringt uns die Botschaft, dass Jesus unser Retter ist und der Glaube an ihn uns eine wahre innere Freude geben kann. Wir beschenken uns und wünschen uns gegenseitig „frohe Weihnachten“ um dieser Freude Ausdruck zu geben, dass Jesu Geburt, seine Gegenwart unter uns Menschen, uns Freude bringt. Das Wesentliche an Weihnachten ist die eigene Freude und die Weitergabe dieser Freude.

Zusammen mit der Freude wünschen wir uns den Frieden. Wir sehnen uns nach Frieden. Wir haben Angst vor Unfrieden. Wir brauchen Frieden nicht nur in Palästina, Syrien oder in Ägypten: Wir brauchen Frieden in unserem Umfeld und in unserem Innersten. In der Mitte unseres Sehnens nach Frieden verkündet der Engel an Weihnachten: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.“ Weihnachten bringt uns Frieden, weil wir an Jesus glauben, der Emmanuel – Gott mit uns ist.  Jesus wird uns Frieden bringen. Deswegen wünschen wir einander: friedvolle Weihnacht.

 Die Menschen brauchen heute viele Liebe und Zuwendung. Es mangelt uns oft an Liebe und Vertrauen. Wir sehnen uns danach. An Weihnachten hören wir: Gott hat die Welt so geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab. Jesus ist der Begnadete Gottes und durch ihn erleben wir die Gnade und die Liebe Gottes. Jesus kann uns Liebe und Gnade schenken und erfahren lassen.

Weihnachten schenkt uns Liebe. Die Liebe Gottes und die Liebe von Menschen.  Deswegen wünschen wir liebevolle, gesegnete Weihnachten.

Das Wesentliche an Weihnachten ist Freude, Frieden und Liebe. Der Grund dafür ist die Botschaft der Weihnacht: Gott ist mit uns. Gott ist unser Retter. Gott ist unser Bruder und Freund. Ihm können wir vertrauen.

Falls wir keine Freude, keinen Frieden und keine Liebe erfahren, gibt uns Weihnachten die wichtigste Botschaft: Hoffnung. Mit Vertrauen fragen wir: Wo ist Gott? Gott ist mitten unter uns. Das Volk hatte Jahre lang auf den Messias gewartet. Die Geburt Jesu war die Erfüllung der Verheißung Gottes. "Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht“, hörten wir in der Lesung.

Jesus ist unser Licht. Jesus ist unsere Hoffnung. An ihn glauben wir. Auf ihn hoffen wir. Ihn verkünden wir. Mit und in ihm sind wir alle verbunden in Gott. Diese Gemeinschaft mit Gott und mit den Menschen feiern wir an Weihnachten. Diese Liebe zu Gott und zu den Menschen erleben wir an Weihnachten. Diese Zusammengehörigkeit, Harmonie und  Zuwendung Gottes zu uns und wir zu den Mitmenschen erfahren wir, verkünden und feiern wir an Weihnachten.

Der Glaube an den menschenfreundlichen Gott, an den Mensch gewordenen Gott, der Frieden und Freude bringt, er soll uns begleiten. Wir dürfen dankbar sein, dass wir diesen Glauben leben dürfen und wir diesen wohltuenden Glauben verkünden können. Ich wünsche Ihnen, Ihren Angehörigen, allen Kranken und allen die nicht mit uns den Gottesdienst feiern können,  auch im Namen des gesamten Seelsorgeteams friedvolle, gesegnete und frohe Weihnachten.



4. Advent 2012

4. Advent 2012
Predigt
Die Begrüßung Marias durch ihre Verwandte Elisabeth ist der Mittelpunkt des heutigen Evangeliums. Elisabeth was die Frau des Priesters Zacharias. Deswegen stand sie in der Gesellschaft höher als andere Frauen. Aber sie galt als unfruchtbar und daher wurde sie  erniedrigt und gedemütigt. Im hohen Alter wurde sie dann doch noch schwanger, worüber sich Viele freuten. Es war für sie der sechste Monat.

Als Maria durch den Engel die Botschaft ihrer Schwangerschaft vernahm, eilte sie zu Elisabeth, ihrer Verwandten, weil Maria in ihrem Zweifel bei ihrer Tante Halt suchte. Maria könnte von ihrem Verlobten missverstanden worden sein und von dem Volk gesteinigt werden, weil damals die Strafe für eine uneheliche Beziehung der Tod durch Steinigung bedeutete. Es ist brutal, zu wissen, dass damals nur die Frauen gesteinigt wurden, nicht auch die Männer, die dieselbe Schuld begangen haben.

Obwohl Elisabeth wesentlich älter war und in der Gesellschaft bedeutend höher stand, begrüßte sie Maria zu erst, weil Elisabeth wusste, dass Maria, Jesus den Messias gebären würde.

Zwei wichtige Aussagen beinhaltet die Begrüßung von Elisabeth. Erstens, Elisabeth begrüßt Maria mit den Worten und lauter Stimme: „Gesegnet bist du, mehr als alle anderen Frauen.“ Gott hat Maria gesegnet und Elisabeth ist davon überzeugt. Zweitens sagt sie „Gesegnet ist die Frucht deines Leibes.“ Jesus ist der Gesegnete Gottes. Deswegen sagt Elisabeth auch: „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt“.

Bevor Maria die Begrüßung durch Elisabeth hörte, war der Engel Gabriel Maria erschienen  und sagte: „Sei gegrüßt, du Begnadete. Der Herr ist mit Dir“ In der Begrüßung des Engels finden wir das Thema: Gnade. Maria ist die Begnadete Gottes. Gott hat sie auserwählt. Der Sohn Marias ist auch der Begnadete, der Gesalbte Gottes, der Messias, der Sohn Gottes.

Indem was der Engel durch seine Begrüßung verkündete und was Elisabeth bei der Begegnung mit Maria äußerte, glauben und verkünden wir, dass Maria die Begnadete ist  und die Frucht ihres Leibes Jesus Christus der Begnadete Gottes.

Die Begrüßung durch den Engel ist im ersten Teil eines schönen Mariengebetes eingefügt, wo es heißt: Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnade. Und die Begrüßung Elisabeths folgt  im zweiten Teil dieses Gebetes, „Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.

Das „Gegrüßet seist Du Maria“ beinhaltet beide Begrüßungen, die durch den Engel und die durch Elisabeth, dieses Mariengebet wird seit dem 7. Jahrhundert in der Ostkirche und seit dem 8. Jahrhundert in der Westkirche gebetet. Seit dem 12. Jahrhundert bis in unsere heutige Zeit gehört das „Gegrüßet seist du Maria“ zu den drei wichtigsten Gebeten der katholischen Kirche, es sind das „Vater unser“, das Glaubensbekenntnis und das „Gegrüßet seist du Maria“. Deswegen gehören diese drei Gebete zur Erstkommunionvorbereitung, die die  Kinder bis zu ihrer Erstkommunion lernen sollen, zu beten.

Das „Gegrüßet seist du Maria“ ist  ebenso wie das „Vater unser“ ein Gebet aus der Hl. Schrift. Maria als Mutter Jesu loben wir in diesem Gebet. Maria ist lobenswert, sie hat durch ihr Leben bezeugt, dass sie gebenedeit unter den Frauen ist. Durch dieses Gebet können wir Maria, die Mutter Jesu loben und preisen. Möge uns beim Beten des „Gegrüßet seist Du Maria“ die Bedeutung des Textes wieder mehr bewusst werden, eine Gelegenheit dazu bietet sich täglich und besonders in diesen vorweihnachtlichen Tagen.  

Maria ist für uns ein großes Vorbild und eine gute Fürsprecherin. Ich bitte um die Fürsprache Marias für uns alle.

3. Advent 2012

Der dritte Adventsonntag heißt Gaudete. Gaudete bedeutet freut euch. Wir sollen uns freuen, weil der Herr kommt. Wir freuen uns, weil wir bald Weihnachten, das Geburtsfest Jesu Christi, feiern dürfen. Deswegen haben wir heute im Gottesdienst das Gloria gesungen. Im Advent singen wir sonst kein Gloria; aber am dritten Advent dürfen wir das Gloria singen. Jesus, der als neugeborenes Kind zu uns in die Welt kam, ist das größte Geschenk für die Welt. Daher stammt sicher der Brauch, dass Menschen sich an Weihnachten gegenseitig beschenken, es soll uns erinnern, dass wir Jesus Christus als das grösste Geschenk empfangen haben. Wenn wir ein Geschenk empfangen oder anderen ein Geschenk geben, denken wir an die frohe Botschaft, das Jesus zu uns in die Welt gekommen ist. Dabei ist es nicht wichtig, ob ein Geschenk teuer oder günstig ist, ob klein oder groß, wichtig ist, dass man mit dem Geschenk die eigene Freude weitergeben und teilen will. Geschenke sind ein Zeichen von Liebe, Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Zuwendung. Weihnachtsgeschenke sind wie ein Symbol der Freude über das Kommen Jesu, seine Geburt und seine Botschaft  des Friedens. Am dritten Advent soll uns diese Freude besonders bewusst werden.
Trotz dieser frohen Stimmung hörten wir im Evangelium aber auch mahnende Worte von Johannes der Täufer. Er ruft auf zur Umkehr und Buße.
Die Leute haben ihn gefragt, was sie tun sollen. Johannes sagte ihnen, dass sie von dem, was sie besitzen, teilen sollen mit Menschen die nichts haben. Er predigte die Nächstenliebe. Viele haben ihn gefragt, ob er selber der Messias sei. Johannes erwiderte, dass er nicht der Messias sei, sondern derjenige der das Kommen des Messias ankündigt und den Weg für den Messias vorbereitet. Johannes taufte die Leute mit Wasser und sagte, dass Jesus mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen werde. Was meint er mit der Taufe mit Feuer. Das Feuer wird alles brennen. Johannes meint damit eine Reinigung des Herzens.
Wenn wir uns in diesen Tagen mit unterschiedlichen Vorbereitungen für Weihnachten beschäftigen und uns viele Gedanken machen über Geschenke und eine festliche Gestaltung, erinnert uns Johannes der Täufer, dass eine innerliche Reinigung das größte Geschenk für Jesus sei. Wir sollen mit reinem Herzen das Weihnachtsfest begehen, nur dann können wir richtig froh sein. Wir freuen uns, weil wir Christen sind und an Jesus glauben und wir seinen Geburtstag und verschiedene Stationen des Lebens feiern dürfen.   
Am meisten und größten feiern wir seinen Geburtstag, deswegen ist das Weihnachtsfest für uns so wichtig. Alle Tage des Jahres haben, so denke ich, ihren Höhepunkt an Weihnachten. Ich wünsche uns allen, dass die innerliche und die äußere Vorbereitung gelingen möge und das wir neben allem Trubel und Konsumdenken, auch ruhige und besinnliche vorweihnachtliche Stunden einplanen können.

Patrozinium Maria Immaculata 2012

Predigt
Als eine Bekannte mich vor zwei Jahren besuchte, habe ich ihr unsere schöne Pfarrkirche Maria Immaculata gezeigt. Weil sie als Mesnerin tätig ist, interessierte sie sich, viele Einzelheiten zu sehen und die Schönheit unserer Kirche wahr zu nehmen. Nach der Besichtigung fragte sie mich: Was bedeutet eigentlich Immaculata. Ich fragte zurück ob sie den Begriff „Immaculata conceptio“ kennen würde. Sie antwortete: Nein, vielleicht sei es ein Begriff aus dem Lateinischen, eine Sprache, die sie nicht verstehe. Bei der  Frage, ob sie den Begriff „unbefleckte Empfängnis“ kennen würde, antwortete sie, dass sie den Begriff kennt; aber sie wisse nicht, was er bedeute.

Dieses Gespräch überzeugte mich, dass nicht nur Menschen die der Kirche entfremdet sind, sondern auch viele Menschen die der Kirche treu dienen, nicht ganz verstehen, was mit dem Begriff unbefleckte Empfängnis gemeint ist und was es bedeutet. Die Menschen denken oft, dass dieses Fest mit der Geburt Jesu und der Empfängnis durch das Wort Gottes zu tun hat. Die unbefleckte Empfängnis Marias hat aber nichts mit der unerwarteten Empfängnis Marias durch den Heiligen Geist vor ihrer Hochzeit mit Joseph zu tun, wo Maria sagte, „Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ Das Fest, das wir heute feiern und das seit 1854 als Glaubensdogma gilt, hat mit der Empfängnis Marias, durch ihre Eltern Joachim und Anna zu tun. Deshalb feiert die Kirche dieses Fest neun Monate vor dem Fest Maria Geburt am 8. September. Im Mittelalter gab es Streit und Meinungsunterschiede über die unbefleckte Empfängnis unter den Theologen: Z.B. sagte Thomas von Aquin, dass die Geistbeseelung beim männlichen Embryo erst nach 30 Tagen und beim weiblichen Embryo erst nach 40 Tagen eintreten würde und die Befreiung von der Erbsünde eine Geistbeseelung voraussetzt. Duns Scotus (+1308) äußerte, dass der Tod Christi im Voraus, Maria von der Erbsünde befreite.

Am 08. Dezember 1854 verkündete Papst Pius IX. die unbefleckte Empfängnis Maria als Dogma, Glaubenswahrheit. Die Verkündigung der unbefleckten Empfängnis Mariens hatte aber auch eine lange Vorgeschichte. Die Kirchenväter haben schon im 4. und 5. Jahrhundert über die Sündenlosigkeit Marias geredet und geschrieben. Papst Sixtus IV. hatte 1477 das Fest Maria Immaculata bestätigt, das am 08. Dezember schon in vielen Orten gefeiert wurde. In der Kirche des Ostens wurde dieses Fest noch früher gefeiert. Im 16. Jahrhundert entstanden viele Bruderschaften in vielen Städten mit dem Namen „Kongregation der Unbefleckten Empfängnis der Heiligen Jungfrau. 1708 hat Papst Clemens XI. das Fest allgemein angeordnet bevor es im Jahr 1854 von Papst Pius IX. mit der Bulle „Ineffabilis Deus“ als Dogma definiert wurde, nach einer weltweiten Befragung der katholischen Bischöfe und Fakultäten.

Die Unbefleckte Empfängnis bedeutet, Maria wurde vor der Erbsünde bewahrt vom ersten Augenblick ihres Daseins. Bei der Erbsünde geht es nicht um eine persönliche Sünde, sondern um die Verlorenheit und den Bruch des Vertrauens mit Gott. Die Sünde im Paradies ist als Bruch des Vertrauens, der Klarheit und der Offenheit der Menschen gegenüber Gott bezeichnet. Sünde wird als Hochmut, Stolz, Egoismus, Gier, Lüge, Manipulation, Ungerechtigkeit und Gewalt interpretiert. Von Anfang an wurde Maria von der Sünde befreit.

Die Sündenlosigkeit und die Unbefleckte Empfängnis wurden Maria als einzigartige Gnade und Privileg zugeteilt. Von Anfang an war Maria rein, makellos, begnadet, heilig. Die Gnade und die Zuwendung der Liebe Gottes waren mit Maria.

Im Zusammenhang des Lebens Marias ist dieses Privileg zu verstehen. Die Gnade wurde ihr von Gott gegeben und auch die Bereitschaft, die Gnade zu empfangen und begnadet zu leben. Von der Seite Marias gab es dieses Bemühen begnadet zu leben. Der Engel kam und sagte ihr „ Du bist die Begnadete „ als Maria eine Jungfrau war. Maria wusste nicht, was dieser Gruß bedeuten sollte. Sie wusste nicht, dass sie die Auserwählte war. Aber Maria lebte mit Gott verbunden, der Thora treu. Sie lebte in der Gnade Gottes. Es gab in Israel Kreise, die alle 150 Psalmen auswendig konnten. Sie nannten sich die „Armen Gottes.“ Möglicherweise gehörte Maria auch zu einem solchen Kreis. D.h. dass die Erfahrung der Gnade und der Sündenlosigkeit mit der Erfahrung eines  begnadeten und sündenlosen Lebens eng verbunden ist. 
Freuen wir uns, dass die Gottesmutter Maria Immaculata die Schutzpatronin unserer Kirche ist und wir sie in besonderer Weise als Vorbild betrachten können und sie als unsere Fürsprecherin bei Gott bitten dürfen.  

1. Advent 2012

Begrüßung
Ende gut alles gut, sagen wir oft. Mit dem Christkönigssonntag ging das alte Kirchenjahr zu Ende und mit dem 1. Adventssonntag beginnen wir ein neues Kirchenjahr. Ich begrüße Sie ganz herzlich zum Gottesdienst, besonders grüße ich die Kinder und die Firmlinge. Wir wollen  den Gottesdienst beginnen mit der Segnung des Adventskranzes und dem Anzünden der 1. Kerze. 

Predigt
Am Anfang des neuen Kirchenjahres (des Lesejahres C der Liturgieordnung) und mit dem Beginn des 1. Adventssonntages hören wir im Evangelium den Text über das Kommen Jesu mit großer Macht und Herrlichkeit. Dieses zweite Kommen Jesu haben die Christen als das Ende der Welt und der Zeit interpretiert. In der Bibel wird über die vielen Zeichen dieser Endzeit berichtet, aber über kein Datum und keine Uhrzeit der Endzeit. Seit 2000 Jahren denken viele Christen, dass die Endzeit bald kommen wird. Dieser Gedanke über die baldige Endzeit motivierten die Menschen an Christus und an Gott zu denken und auf das Kommen des Herrn zu warten und sich darauf vorzubereiten.

Dieses Jahr wird der Gedanke über die Endzeit wieder intensiv diskutiert, nicht nur unter den Christen, sondern auch bei vielen Nichtchristen, weil der Mayakalender am 21. Dezember 2012 endet. Wegen dem Ende des Mayakalenders denken viele Menschen, dass das Ende der Welt unmittelbar bevor steht. Hoffentlich denken Sie liebe Gemeinde und ihr liebe Kinder und Jugendliche nicht so. Ich glaube nicht an so ein Ende wortwörtlich, wie man liest und hört; sondern ich glaube, dass alles was einen Anfang hat, auch ein Ende hat. Aber die Ewigkeit ist mit dem Anfang und mit dem Ende  hinein verbunden. Daher brauchen wir keine Angst zu haben, weder vor einem Anfang noch vor einem Ende. Ende, Anfang und die Ewigkeit gehören zusammen.

Wenn wir über das Kommen Jesu im Advent nachdenken, wollen wir aber nicht an die Endzeit denken, sondern an den Beginn. Der Beginn des Advents ist für uns Beginn des Wartens auf das Kommen Jesu und der Beginn der Vorbereitung auf Weihnachten, wo wir den Geburtstag Jesu feiern. Mit der Feier der Weihnacht wollen wir die Freude, den Frieden und die Liebe, die Gott uns geben kann, intensiver erleben. Deswegen beginnen die Kinder und Jugendlichen im Advent in unserem Pfarrverband und anderswo mit der Vorbereitung für wichtige Stationen ihres christlichen Lebens.

Wir beginnen mit der Vorbereitung auf die Erstkommunion und andere Gruppen beginnen mit der Vorbereitung auf die Firmung. Die Gruppenstunden starten zwar erst im Januar, aber die Kinder und die Jugendlichen sind besonders eingeladen zur Teilnahme an den Gottesdiensten, um sich für den Empfang der Sakramente vorzubereiten und sich darauf zu freuen. Für die Erwachsenen ist die Adventszeit eigentlich gedacht, um zur Ruhe zu kommen, sich zu besinnen und über sich und die Aufgaben nachzudenken. Die Adventszeit ist aber leider auch bekannt als eine Zeit der intensiven Arbeit, als eine Zeit des Suchens und Überlegens. Es gibt viele Termine und Veranstaltungen, die uns oft vom Wesentlichen der Adventszeit ablenken. Ich möchte Sie einladen, dieses Jahr die Adventszeit auch wieder als eine Zeit des Betens und des Wartens, als Zeit des bewussten Lebens und der bewussten Liebe zu gestalten. Ich bitte Sie, einen Versuch zu wagen und sich nicht nach Routine und Gewohnheiten zu richten, sondern sich zu entscheiden nach Bedürfnissen und dem Wesentlichen.

Diese Gedanken sind besonders wichtig für die Kinder und für die Jugendlichen. Was ihr wünscht und tut sollte nicht aus dem Grund sein, weil die Anderen so handeln oder die Freunde es so wollen oder so tun, sondern aus dem Grund, dass ihr es wollt und es für Euch passt. In der Adventszeit könnt ihr lernen eigene Wünsche und eigene Unternehmungen den Bedürfnissen von sich selbst und der Situation der Familie anzupassen und sich danach zu richten, anstatt sich von äußeren Einflüssen beeinflussen zu lassen. Oft passiert es, dass wir etwas tun oder etwas wünschen, weil die Anderen es wünschen und tun. Wir sind manchmal unbewusst ein Mitläufer in der Masse. Die vielen Werbungen, die modernen Medien, Versuchungen und schlechte Motivationen durch Andere nehmen bei uns viel Einfluss. Dann vergessen wir selber nachzudenken und bewusst zu wünschen, zu planen und zu entscheiden.
Ich wünsche uns allen im Advent dieses Jahres die Motivation für eine intensive, besinnliche Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest.

 Die Mitfeier entsprechend gestalteter Gottesdienste in den kommenden Wochen, sowie wohltuende  Rituale und Traditionen in den Familien  können uns dabei helfen.

Buß und Bettag 2012 in der evangelischen Emmauskirche

Liebe Mitchristen, sehr oft höre ich von meinen Mitchristen, dass die Kirche sich mit Themen beschäftigt, die nicht aktuell oder nicht zeitgemäß sind. Nach ihrer Meinung sind die Themen und die Art der Darstellung mancher Themen Gründe für das mangelnde Interesse von Menschen an der Kirche. Wenn die Kirche deswegen mehr interessante Themen aufnehmen würde, wie Urlaubsgestaltung, Sport, Business, dann wären wir keine Kirche mehr. Die Themen der Kirche sind fast immer gleich.

Heute am Buß- und Bettag reden wir auch über zwei Themen, die für viele Mitmenschen nicht nachvollziehbar sind: Beten und Buße tun.

Es gab und wird  immer Menschen geben, die zu Gott beten und andere die es nicht tun, ebenso gab und gibt es auch Menschen, die an Gott glauben und andere die nicht an Gott  glauben.  Es gibt Menschen, die täglich  an Gott denken und zu ihm beten und Menschen, die eher selten mit Gott in Verbindung treten. Genauso ist es mit dem Thema Buße. Für viele Menschen ist das Thema Buße sehr fremd und es gibt Menschen, die bereit sind, Buße zu tun. Als gläubige Christen und Kirchenbesucher gehören wir zu den Menschen, die zu Gott beten und deswegen sind wir heute am Buß- und Bettag hier zusammen gekommen. Wir wollen   uns über das Thema Beten Gedanken machen und Buße tun, weil wir vor Gott schuldig geworden sind. 

In der zweiten Lesung haben wir über das große Bedürfnis der Jünger Jesu gehört, die wissen wollten, wie sie beten sollten. Der Glaube an Gott und das Gebet zu Gott waren für sie selbstverständlich. Sie wollten von Jesus lernen, zu beten. Jesus hat die Bitte gehört und sie gelehrt zu beten. Dieses Gebet haben wir seither gebetet und dieses Gebet Jesu betrachten wir heute noch als das wichtigste Gebet des Christentums. Auch die Gottgläubigen Nichtchristen schätzen dieses Gebet.

Das „Vater unser“ ist ein Bittgebet. In diesem Gebet bitten wir Gott um Vieles. Heute möchte ich nicht über alle Bitten dieses Gebetes sprechen. Ich möchte nur über die fünfte Bitte des „Vater unser“ Gebetes sprechen. Die fünfte Bitte lautet: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“ (Micha 6: 1-8; Lk. 7: 36-50).  Das Wort Schuld hat in der  griechischen Sprache mehrere Bedeutungen. In erster Linie ist die Rede über die Sünde, wie es im Lukasevangelium steht. (Lk.11:4) Zweitens steht das Wort Schuld für einen Verstoß gegen ein Gesetz oder eine Norm und drittens für die Entleihung von Geld und die dadurch entstandene finanzielle Schuld (Mt.6:12).

Die Sünde kann nur Gott vergeben. Als Jesus einmal sagte: Deine Sünden sind dir vergeben, dachten die anderen Gäste, wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt (Lk. 7:48-50). Es ist nicht nur der Glaube der Juden, dass nur Gott Sünden vergeben kann, sondern auch unser Glaube. Nur Gott kann uns Vergebung der Sünden geben. Wir bitten Gott um Vergebung der Sünden.

Falls wir mit dem Wort Schuld die Sünden meinen, brauchen wir über den zweiten Teil der Bitte nicht mehr reden, wo es heißt „wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. Wir können nicht die Sünden der anderen Menschen vergeben, weil wir nicht Gott sind. Was nur Gott tun kann, vermögen die Menschen nicht zu tun.

Wenn ein Verstoß gegen ein Gesetz oder eine Norm vorliegt, dann ist die Rede nicht von Vergebung, sondern von Wiedergutmachung oder Sühne. Wiedergutmachung können wir in mehreren Bereichen des Lebens und gegenüber mehreren Mitmenschen tun, wenn wir einen Verstoß begangen haben. Bewusst oder unbewusst passieren manchmal Verstöße, die wieder gut gemacht werden müssen. In unserer Beziehung mit Gott, kommen Verstöße gegen ein Gesetz oder eine Norm nicht vor, weil Gesetze für Menschen da sind, nicht für Gott. Unsere Beziehung mit Gott ist nicht mit Gesetzen und Normen geregelt, sondern mit Liebe und Vertrauen, genauso wie Jesus sagte, der Sabbat ist für Menschen gemacht, nicht für Gott.

Falls es in der Bitte um eine Kreditschuld geht, geht es im Thema um eine Rückzahlung oder einen Erlass. Der Erlass einer Kreditschuld von Menschen und Ländern sind damals wie heute ein häufiges Thema. Im Matthäusevangelium Kapitel Mt. 18.20-34  lesen wir die Geschichte eines Königs, der seinem Diener die ganze Schuld erlassen hat, obwohl es sich um zehntausend Zentner Silber handelte. Aber dieser Diener ließ einen seiner Schuldner mit geringerem Betrag ins Gefängnis werfen. Als der König davon erfuhr, hat er seinem  Diener gesagt, dass er auch seinem Schuldner die Schuld erlassen müsse, so wie er selber Erlass bekommen hatte. Dann übergab der König ihn dem Gefängnis, bis er alles zurück bezahlt hatte. Das Thema in diesem Gleichnis ist auch ein Erlass, der ein Mensch gegenüber einem Anderen tun kann.

Der Erlass von Kredit ist aber kein Thema in unserer Beziehung mit Gott. Erlass, Kredit und Rückzahlung sind Themen unseres  menschlichen Geschäftes und Verhaltens.

In unserem  menschlichen Miteinander kommt eine Wiedergutmachung von Verstößen gegen Gesetze und Erlass von Schulden oder Erlass beim Unrecht öfter vor. Petrus fragte einmal Jesus, ob er seinem Bruder sieben Mal vergeben soll, der ihm gegenüber Unrecht getan hat. Jesus sagte siebzig Mal sieben Mal. Das heißt, dass wir unendlich oft oder immer vergeben sollen.

In unserer Beziehung mit Gott ist in der fünften Bitte im „Vater unser“ die Sündenvergebung gemeint, die nur Gott geben kann. Aber die Sündenvergebung wird hier mit unserem Verhalten gegenüber unseren Mitmenschen verknüpft. Wiedergutmachung der Verstöße gegen Gesetze und Normen, Erlass der Schulden, Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes des Vertrauens in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen und einen Neuanfang sind verlangt, damit Gott uns unsere Sünden vergibt. Die Großzügigkeit Gottes wird hier dargestellt und wir sind ebenso gefordert großzügig zu sein. Alle Arten von Hartherzigkeit werden abgelehnt und zurück gewiesen. Gegenseitiges Vertrauen und Verständnis für die Situation der anderen Menschen sind Voraussetzung, um die Sündenvergebung von Gott zu wünschen.

Jesus lehrt uns zu beten, dass  wir Gott bitten, entsprechend unseres menschenfreundlichen Verhaltens unsere Sünden zu vergeben.

Heute am Buß- und Bettag besinnen wir uns, dieses Verhalten im menschlichen Miteinander unseres Alltags wieder mehr zu beachten und Gott für unsere Schwächen um Vergebung zu bitten.